In der heutigen Geschäftswelt sind schnelle und effiziente Zahlungsprozesse entscheidend für den Erfolg eines Unternehmens. Instant Payments ermöglichen es, Zahlungen in Echtzeit abzuwickeln – das bedeutet, dass Gelder innerhalb von Sekunden von einem Konto zum anderen transferiert werden, unabhängig von Tageszeit oder Wochentag.
Die Europäische Union hat erkannt, wie wichtig solche Echtzeitzahlungen sind, und entsprechende Regularien eingeführt, um die flächendeckende Implementierung von Instant Payments voranzutreiben. Für Unternehmen, besonders den Online Handel bedeutet dies nicht nur eine Anpassung an neue Standards, sondern auch die Chance, von den vielfältigen Vorteilen dieser Technologie zu profitieren.
In diesem Blogbeitrag werden wir die Grundlagen von Instant Payments erläutern, die aktuellen EU-Regelungen beleuchten und aufzeigen, wie Unternehmen & Online Handel diese Entwicklungen strategisch nutzen können, um ihre Wettbewerbsfähigkeit zu stärken.
Was ist Instant Payment?

Instant Payments, auch als Echtzeitüberweisungen bekannt, sind elektronische Überweisungen, bei denen der überwiesene Betrag innerhalb von weniger als 10 Sekunden auf dem Konto des Empfängers gutgeschrieben wird. Diese Art der Überweisung ist rund um die Uhr verfügbar, an 365 Tagen im Jahr, und ermöglicht es, Zahlungen in Echtzeit abzuwickeln.
In Europa basiert dieses System auf dem SEPA Instant Credit Transfer (SCT Inst), das im November 2017 eingeführt wurde. Es stellt sicher, dass der Empfänger innerhalb von maximal zehn Sekunden über das Geld verfügen kann.
Für Unternehmen bedeutet die Nutzung von Instant Payments eine erhebliche Beschleunigung des Zahlungsverkehrs, was zu einer verbesserten Liquiditätssteuerung und effizienteren Geschäftsprozessen führt.
Historische Entwicklung des Instant Payment
Die Entwicklung von Instant Payments spiegelt den Wandel in den Anforderungen an den Zahlungsverkehr wider. Traditionell basierten Zahlungssysteme auf dem Austausch physischer Schecks, was zu Verzögerungen führte. Mit der Einführung elektronischer Zahlungen in den 1970er Jahren blieben die Abwicklungszeiten jedoch ähnlich langsam. Erst mit dem Aufkommen des E-Commerce und der zunehmenden Digitalisierung stieg der Bedarf an schnelleren Transaktionen. Konsumenten erwarteten zunehmend sofortige Zahlungen, während Händler zuverlässige und zügige Zahlungseingänge wünschten. Diese Nachfrage führte zur Entwicklung von Instant-Payment-Systemen, die es ermöglichen, Gelder in Echtzeit zu transferieren.
In Europa wurde im November 2017 das SEPA Instant Credit Transfer (SCT Inst) Schema eingeführt, das es ermöglicht, Zahlungen innerhalb von maximal zehn Sekunden abzuwickeln.In den USA startete die Federal Reserve im Juli 2023 den FedNow® Service, um Instant Payments flächendeckend anzubieten.
Funktionsweise von Instant Payments

Instant Payments ermöglichen die nahezu sofortige Übertragung von Geldbeträgen zwischen Bankkonten. Technisch basiert dies auf einer Kombination aus modernen Technologien und optimierten Prozessen, die eine schnelle und sichere Abwicklung gewährleisten.
Technische Grundlagen des Instant Payments
- ISO 20022 Standard: Dieser internationale Standard für elektronische Datenübertragung im Finanzwesen definiert ein einheitliches Nachrichtenformat. Er ermöglicht eine konsistente Kommunikation zwischen verschiedenen Finanzinstituten und erleichtert die Integration von Zahlungsverkehrssystemen.
- Echtzeit-Zahlungsnetzwerke: Spezialisierte Netzwerke wie das TARGET Instant Payment Settlement (TIPS) der Europäischen Zentralbank oder das Real-Time Payments (RTP) System in den USA ermöglichen die sofortige Abwicklung von Zahlungen. Diese Infrastrukturen sind rund um die Uhr verfügbar und gewährleisten die kontinuierliche Verarbeitung von Transaktionen.
Prozessablauf einer Instant Payment Transaktion
- Initiierung der Zahlung: Der Zahler gibt eine Überweisung über sein Online-Banking oder eine Zahlungs-App in Auftrag.
- Validierung: Die Bank des Zahlers prüft in Echtzeit die Verfügbarkeit der erforderlichen Mittel sowie die Authentizität der Transaktion.
- Übermittlung der Zahlungsnachricht: Nach erfolgreicher Validierung wird die Zahlungsnachricht über das Echtzeit-Zahlungsnetzwerk an die Bank des Empfängers gesendet.
- Empfängerbank-Prüfung: Die Bank des Empfängers führt ebenfalls eine Prüfung durch, um sicherzustellen, dass die Transaktion den geltenden Vorschriften entspricht und keine Verdachtsmomente aufweist.
- Gutschrift: Nach erfolgreicher Prüfung wird der Betrag dem Konto des Empfängers gutgeschrieben, und beide Parteien erhalten eine Bestätigung über den Abschluss der Transaktion.
Dieser optimierte Prozess erfordert eine robuste IT-Infrastruktur, die hohe Verfügbarkeit, Sicherheit und Geschwindigkeit sicherstellt. Die Implementierung von Application Programming Interfaces (APIs) ermöglicht zudem die nahtlose Integration verschiedener Systeme und fördert die Interoperabilität zwischen unterschiedlichen Finanzinstituten.
Aktuelle und zukünftige EU-Regelungen für Instant Payment
Die Europäische Union hat mit der Verordnung (EU) 2024/886, die am 8. April 2024 in Kraft trat, einen bedeutenden Schritt zur Förderung von Instant Payments unternommen. Diese Verordnung zielt darauf ab, Echtzeitzahlungen in Euro für Verbraucher und Unternehmen im gesamten EU-Raum zur Norm zu machen.
Wesentliche Bestimmungen und Fristen
- Empfang von Instant Payments: Ab dem 9. Januar 2025 sind Zahlungsdienstleister (PSPs) verpflichtet, Instant Payments empfangen zu können.
- Versand von Instant Payments: Bis zum 9. Oktober 2025 müssen PSPs in der Lage sein, Instant Payments zu versenden.
- Gebührenstruktur: Die Verordnung schreibt vor, dass die Gebühren für Instant Payments nicht höher sein dürfen als die für reguläre Überweisungen.
- IBAN-Name-Check: PSPs sind verpflichtet, Systeme einzuführen, die Diskrepanzen zwischen dem Namen des Zahlungsempfängers und der IBAN erkennen und den Kunden darüber informieren.
Diese Maßnahmen sollen die Verbreitung von Instant Payments fördern und sicherstellen, dass sie für alle EU-Bürger und -Unternehmen zugänglich, sicher und kosteneffizient sind.
Vorteile von Instant Payments für den Online Handel
Instant Payments bieten vorallem dem Online-Handel zahlreiche Vorteile, die sowohl die Effizienz als auch die Kundenzufriedenheit steigern können. Hier sind fünf wesentliche Vorteile:
- Schnellere Zahlungsabwicklung: Durch die sofortige Gutschrift von Zahlungen können Online-Händler Bestellungen schneller bearbeiten und versenden, was die Lieferzeiten verkürzt und die Kundenzufriedenheit erhöht.
- Verbesserte Liquiditätssteuerung: Die Echtzeit-Verfügbarkeit von Geldern ermöglicht es Händlern, ihren Cashflow effizienter zu verwalten und finanzielle Engpässe zu vermeiden.
- Reduziertes Zahlungsausfallrisiko: Da Zahlungen unwiderruflich und sofort erfolgen, sinkt das Risiko von Rückbuchungen oder Zahlungsausfällen, was insbesondere bei digitalen Produkten oder Dienstleistungen von Vorteil ist.
- Kosteneffizienz: Im Vergleich zu traditionellen Zahlungsmethoden können Instant Payments Transaktionskosten senken, da sie oft ohne die Beteiligung von Drittanbietern wie Paypal auskommen.
- Erhöhte Kundenzufriedenheit: Kunden schätzen die Möglichkeit, Zahlungen in Echtzeit abzuwickeln, insbesondere bei zeitkritischen Käufen oder Dienstleistungen, was die Loyalität und das Vertrauen in den Online-Shop stärkt.
Herausforderungen und Risiken
Obwohl Instant Payments zahlreiche Vorteile bieten, stehen Unternehmen und Finanzinstitute bei der Implementierung und Nutzung dieser Technologie vor mehreren Herausforderungen und Risiken:
- Systemverfügbarkeit und Stabilität: Die Anpassung bestehender Systeme ist erforderlich, um eine durchgehende Verfügbarkeit und Stabilität bei erhöhten Transaktionsvolumina sicherzustellen.
- Echtzeit-Verarbeitung von Sammelüberweisungen: Die effiziente Abwicklung von Massenzahlungen in Echtzeit erfordert die Überwachung von Übertragungslimits und die Anpassung interner Prozesse.
- Anpassung der Gebührenmodelle: Da Echtzeitüberweisungen nicht teurer als reguläre Überweisungen sein dürfen, müssen Preisstrategien überarbeitet und finanzielle Auswirkungen bewertet werden.
- Implementierung des IBAN-Name-Checks: Die Einführung von Systemen zur Überprüfung der Übereinstimmung von Empfängernamen und IBAN erfordert den Aufbau neuer Prozesse und Tools.
- Optimierung der Sanktionsprüfung und Betrugsprävention: Um Transaktionen in Sekunden durchzuführen und gleichzeitig Compliance-Standards einzuhalten, sind Anpassungen in der Transaktionsüberwachung und tägliche Sanktionsprüfungen notwendig.
4 Praxisbeispiele des Instant Payments
Otto für den deutschen Markt
OTTO ist ein führendes deutsches E-Commerce-Unternehmen, das frühzeitig Instant Payments in seine Zahlungsprozesse integriert hat. Bereits 2019 entwickelte OTTO in Zusammenarbeit mit der Hanseatic Bank eine eigene Programmierschnittstelle (API), um Echtzeitzahlungen zu ermöglichen. Diese Innovation macht OTTO zum ersten deutschen Online-Händler, der seinen Kunden Instant Payments anbietet.
Tikkie in den Niederlanden
Die niederländische App Tikkie ermöglicht es Nutzern, über Instant Payments schnell und unkompliziert Geld anzufordern und zu empfangen. Diese Funktion wird nicht nur für Peer-to-Peer-Transaktionen genutzt, sondern auch von Online-Händlern integriert, um sofortige Zahlungen von Kunden zu erhalten, was den Checkout-Prozess beschleunigt und die Kundenzufriedenheit erhöht.
PIX in Brasilien
Das von der brasilianischen Zentralbank eingeführte Instant-Payment-System PIX hat sich schnell als bevorzugte Zahlungsmethode im E-Commerce etabliert. Über 90% der iGaming-Kunden in Brasilien nutzen PIX für schnelle und sichere Transaktionen, was zeigt, wie Instant Payments den Online-Handel in Schwellenländern fördern können.
Payability für Marktplatzverkäufer
Plattformen wie Payability bieten Online-Händlern, insbesondere auf Marktplätzen wie Amazon, die Möglichkeit, tägliche Auszahlungen ihrer Einnahmen zu erhalten. Durch die Nutzung von Instant Payments können Verkäufer ihren Cashflow verbessern, schneller in Inventar investieren und somit ihr Geschäftswachstum beschleunigen.
FAQ: Häufig gestellte Fragen zu Instant Payment
1. Was versteht man unter Instant Payment?
Instant Payments sind Überweisungen, bei denen der überwiesene Betrag innerhalb von Sekunden auf dem Konto des Empfängers gutgeschrieben wird. Diese Echtzeit-Überweisungen sind rund um die Uhr an 365 Tagen im Jahr verfügbar.
2. Welche Banken nehmen an Instant Payment teil?
Viele Banken in Deutschland bieten bereits Instant Payments an, darunter: HypoVereinsbank, Sparkassen, Deutsche Bank, Norisbank, Postbank, Santander, Commerzbank, N26. Die vollständige Liste der teilnehmenden Institute finden Sie auf der offiziellen Seite des European Payment Council.
3. Wann wird Instant Payment Pflicht?
Die Europäische Union hat beschlossen, dass Zahlungsdienstleister, die SEPA-Überweisungen anbieten, künftig auch SEPA-Echtzeitüberweisungen zum gleichen Preis anbieten müssen. Diese Verpflichtung tritt schrittweise in Kraft: Empfangen von Instant Payments innerhalb des Euroraums bis zum 9. Januar 2025. Senden von Instant Payments innerhalb des Euroraums bis zum 9. Oktober 2025. Für Zahlungen außerhalb des Euroraums gelten längere Fristen.
4. Was kostet Instant Payment?
Die Kosten für Instant Payments variieren je nach Bank. Einige Institute bieten Echtzeit-Überweisungen kostenlos an, während andere Gebühren erheben. Mit der neuen EU-Verordnung dürfen die Gebühren für Instant Payments jedoch nicht höher sein als für reguläre Überweisungen. Das bedeutet, wenn Ihre Bank für Standardüberweisungen Gebühren erhebt, können diese auch für Echtzeit-Überweisungen anfallen, jedoch nicht darüber hinaus.
Fazit: Händler setzen immer mehr auf Instant Payment
Die Nachfrage nach schnellen, sicheren und effizienten Zahlungslösungen wächst – und Instant Payments werden zunehmend zum Standard im Online-Handel. Händler profitieren von besserem Cashflow, schnellerer Auftragsabwicklung und geringerem Zahlungsausfallrisiko. Kunden wiederum schätzen die sofortige Bestätigung und schnellere Lieferung.
Unternehmen wie OTTO zeigen, dass Echtzeitzahlungen nicht nur die Zahlungsabwicklung optimieren, sondern auch das Einkaufserlebnis verbessern. Die regulatorischen Anforderungen und technischen Herausforderungen sind nicht zu unterschätzen, doch die Vorteile überwiegen. Händler, die frühzeitig auf Instant Payments setzen, verschaffen sich einen klaren Wettbewerbsvorteil und stellen sich zukunftssicher auf.